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Orange_is_the_new_Black


Zu „Orange is the New Black“, der Netflix-Serie, die in einem Frauengefängnis spielt, hier ein paar Gedanken.

Ich weiß nicht, ob es Absicht der Autor_in war oder einfach auf Grund Ihres Wissens und ihrer Kenntnis menschlichen Verhaltens entstanden ist. Es ist die beste Serie, die ich je zum Thema Karma gesehen habe. Dem buddhistischen Gesetz von Ursache und Wirkung. Man kann das auf alle Entscheidungen der Protagonisten der Serie anwenden. Besonders deutlich wird es aber bei der Heldin der Serie, die ja durch jede ihrer Entscheidungen tiefer im Schlamassel versinkt.

Das ist übrigens der Grund, warum Menschen aus Ost- oder Südostasien oft so wirken, als ob sie jede Entscheidung suchten zu vermeiden. Was natürlich nicht so ganz funktioniert. Da das Leben uns ja oft Entscheidungen aufzwingt. Jede Beziehung, egal zu was, führt zwangsläufig zu Entscheidungen und damit zur Anhäufung von Karma im Buddhistischen Sinne. Man beobachtet oft beim Kennenlernen von Asiaten aus den genannten Gegenden Asiens, daß diese in der Reaktion auf die aufgenommene Beziehung eigenartig unverbindlich bleiben. Dies dient der Vermeidung, Karma anzuhäufen. Ob das glückt, halte ich für zweifelhaft.

Unsere Protagonistin in „Orange is the New Black“ ist sich in keiner ihrer Handlungen der Folgen bewusst. Sie landet aus Lust und Lebensfreude im Gefängnis und ist sich von vornherein nicht darüber im Klaren, daß sie damit die Welt der heteronormativen Matrix verlässt. Und für diese nun praktisch verloren ist. Selbst wenn sie weiterhin eine Cis-Frau bliebe.

Es ist ja nun so, daß die Matrix nicht nur die Eindeutigkeit von Mann und Frau von uns verlangt. Nein, sie prägt jeden Aspekt unseres Lebens und innerhalb des Selben. Sie hat Einrichtungen und Orte für die Menschen, die die Regeln der Matrix gebrochen haben. Eben Gefängnisse oder Psychiatrie.

In der westlichen Welt gibt es den Glauben an gutes und schlechtes Karma. Was im Sinne des Buddhismus ein Irrtum ist. Es gibt weder gutes noch schlechtes Karma. Karma passiert einfach und man kann im Voraus nicht wissen, wo unsere Entscheidungen hinführen.

Unsere Protagonistin versucht also in der Serie, eine früher begangene Handlung von ihr an einer Mitgefangenen durch eine gute Tat wieder gut zu machen. Was dazu führt, daß diese versucht, unsere Protagonistin zu vernichten, weil sie nicht ertragen kann, das die von ihr gehasste Person ihr jetzt etwas Gutes getan hat. Und was schließlich damit endet, daß unsere Serienheldin beim sich Erwehren gegen die Person, der sie jetzt nun eigentlich Gutes getan hat, diese praktisch halb tot schlägt. Was dann zwangsläufig dazu führt, daß sie wieder einen Schritt tiefer in die Kriminalität rutscht und eine Rückkehr in die sie beschützende Matrix immer unwahrscheinlicher wird.

Es gibt im Zen die Geschichte von einem Wanderer, der während seiner umherirrenden Reise sieht, wie ein anderer Mensch mit seinen Zähnen an einem Zweig über einem Abgrund hängt. Was soll er tun? Wenn er den Menschen am Zweig tatsächlich nach dem Weg fragt ...

Ja, was soll unser Reisender tun? Eine Frage würde definitiv zum Absturz des Menschen am Zweig führen. Ihn zu retten bringt den Reisenden vielleicht selbst in Gefahr, und möglicherweise ist das Ganze ja sogar eine Falle von Räubern?

Die Antwort: "Es gibt keinen Ausweg und den Weg musst du gehen."


Und das macht unsere Heldin. Sie geht den Weg ohne Ausweg. Sie hat keine Chance und diese nutzt sie, wie Franz Xaver Kroetz es einmal formulierte. Und wie sie tun das auch alle weiteren Protagonisten dieser Serie. Letztlich ist die Serie eine Metapher für die Matrix, in der wir leben - auch Zivilisation genannt. Der Religionshistoriker und Ethnologe Karl W. Luckert 1) nennt das „Domestizierung“ und dies erinnert irgendwie an Orwells „Farm der Tiere“.

Der Ethnologe Luckert sagt, daß wir, die Menschen, mit der Domestizierung der Pflanzen und Tiere die Herrschaft über die Erde begründet haben und damit die Zivilisation. Was es aber auch notwendig machte, den Menschen selber zu domestizieren. Ein System, das sich nun seit mehr als zehntausend Jahren immer wieder erneuert, indem es immer neue Formen der Ausbeutung erfindet. Von der Herrschaft der ägyptischen und chinesischen Gottkönige, Pharaonen und Kaiser, die tausende von Menschen töteten, um sie ins Jenseits zu begleiten, bis zu den Wirtschaftskonzernen des IWF und der Weltbank von heute.

Was soviel bedeutet wie: Gefängnisse und Psychatrie sind Domestizierungsanstalten, die geleitet werden von den am besten Domestizierten, die wiederrum nicht nur solche Anstalten führen können sondern auch politische Karrieren ergreifen oder Banken und Konzerne leiten. Kurz, das System erneuert sich aus sich selbst und passt sich den Gegebenheiten an.

Einer der Insassen von „Orange is the New Black“ sagt an einer Stelle der Serie: „Ich meine nicht uns, die wir hier im Gefängnis sind. Ich meine die wirklichen Verbrecher. Die von Monsanto und HalliBurton, und Phillip Morris.“

Es wird spannend, zu sehen, wie sich das Raubtier Mensch aus der Klemme befreit. Einerseits unendliches Wachstum, andererseits aber endliche Resourcen. Es erinnert irgendwie an die Geschichte von dem Reisenden und dem Mann mit den Zähnen am Zweig.

Literatur

1) https://de.wikipedia.org/wiki/Orange_Is_the_New_Black

2) https://de.wikipedia.org/wiki/Wumenguan

3) Jaeger-Tempel am Bauchberg Goebekli Tepe von Karl W. Luckert http://www.amazon.de/dp/0983907250/ref=cm_sw_r_tw_dp_I5U0vb19T06EK via @amazon

4) https://en.wikipedia.org/wiki/Karma_in_Buddhism#Zen